WAZ Essen 11.01.2010, 19:19 | Lesedauer: 4 Minuten
Elli Schulz
RÜTTENSCHEID. Sehr erfolgreich sind die Sportler der Taekwondo-Abteilung der DJK RSC Essen seit vielen Jahren. Um den hohen Standard aufrechterhalten zu können, wird Jugendarbeit im Verein großgeschrieben. Etwa die Hälfte der 280 Mitglieder sind Kinder und Jugendliche.
„Wir sind keine Schule, sondern ein Verein, so dass die Nachwuchssportler für ihren Mitgliedsbeitrag bis zu dreimal in der Woche trainieren können”, erklärt Martin Anderski, Kampftrainer seit 1988. Da es unterschiedliche Alters- und Leistungsgruppen gibt, findet das Training zu verschiedenen Zeiten in drei Turnhallen an der Von-Einem-, Rosa- und Isenbergstraße statt.
„Bei den Bambini, den Fünf- bis Sechsjährigen, schauen die Eltern oft zu”, freut sich Martin Anderski über das große Interesse. „Die Kleinen können natürlich erst ein- oder zweimal zur Probe kommen und testen, ob ihnen der Sport Spaß macht.” Ist die Entscheidung gefallen, hilft der RSC bei der Beschaffung der weißen Anzüge. „Die müssen schon sein. Sie signalisieren ,Ich gehöre dazu’ und haben viel mit der Kampfphilosophie des Taekwondo und der Etikette, dem sogenannten Dojo, zu tun”, erläutert der Trainer. Die zu Beginn komplett weißen Anzüge symbolisieren die Reinheit von Geist und Körper.
Die Gürtel in verschiedenen Farben zeigen später, wie weit der Sportler bereits fortgeschritten ist. Schuhe sind neben den rund 25 Euro teuren Anzügen nicht erforderlich: „Taekwondo ist ein Barfußsport”, sagt Anderski.
Auf den weißen Gürtel folgen gelber, grüner, blauer, brauner und schwarzer Gürtel sowie einige Zwischenstufen, bei den Schwarzgurten unterscheidet man wiederum den 1. bis 10. Dan. Die Prüfungen, die im Verein abgenommen werden, erfolgen im Gurtbereich jeweils nach drei bis vier Monaten. „Man braucht schon drei bis vier Jahre bis zum Schwarzgurt. Denn schließlich geht es uns ja darum, die Stufen mit Inhalten zu füllen, und ein Schwarzgurt erfordert schon eine gewisse persönliche, geistige und körperliche Reife, die man nicht vor 13, 14 Jahren erreicht”, sagt Martin Anderski.
Beim RSC sehe man die philosophischen Hintergründe des Taekwondo gerade im Jugendbereich nicht zu eng. „Die Jugendlichen wollen nicht meditieren, sondern sich bewegen. Der mentale Aspekt kommt dann erst so ab 20 dazu.” Dennoch gehe es auch im Nachwuchsbereich nicht nur um sportliche Erfolge, sondern auch um die Etikette. „Disziplin, Konzentration, Durchhaltevermögen, gegenseitiger Respekt und das Sich-Fokussieren auf eine Aufgabe spielen schon eine wichtige Rolle”, betont der Kampftrainer.
Bevor die jungen Sportler in den Freikampf gingen, stünden erst einmal Partner- und Timing-Übungen und viele Spiele auf dem Plan. Bis zum grün-blauen Gurt gelte man als Anfänger. Bei den Sechs- bis 13-Jährigen trainieren jeweils etwa 20 Kinder unter Anleitung von zwei Trainern. Auf dem Programm stehen Grundtechniken, Partnerübungen ohne Kontakt und mit leichtem Körperkontakt. „Hier geht es ums Ausprobieren, um Spaß an der Bewegung, nicht um Sieg oder Niederlage”, so Anderski. Spaß brächten auch die Turniere – und besonders die gemeinsame Reise dorthin.
Echte Nachwuchssorgen kennt man beim RSC nicht. Ein Problem sei aber, dass viele der Mädchen und Jungen irgendwann die Lust am Sport verlören. „Von 100 Kindern halten vielleicht fünf bis zum Schwarzgurt durch”, schätzt Martin Anderski. Der Weg sei nicht einfach und in der Pubertät hätten oft andere Dinge Vorrang. Dabei sei das Pubertätsalter eigentlich ein optimaler Termin, um mit dem Sport zu beginnen. Anderski: „Dann weiß man meist schon, wohin der Weg so ungefähr geht.”
Die Sportart Taekwondo stammt ursprünglich aus Korea und kam Anfang der 1970er Jahre nach Deutschland. Der RSC kämpfte damals in der Weltspitze mit, stellte die ersten deutschen Europa- und Weltmeister sowie mehrere deutsche Meister im Vollkontakt und Formenwettkampf. Die Abteilung baute der heutige Cheftrainer Gerd Gatzweiler mit auf. Heute sei die Konkurrenz größer, nachdem es in den 70er, 80er und 90er Jahren einen regelrechten Taekwondo-Boom gegeben habe. „Doch den RSC, den kennt man auch in Korea”, sagt Martin Anderski stolz.